Ungarn in Deutschland

 

Seit dem Mittelalter kamen immer wieder Studenten und Wandergesellen nach Deutschland. Besonders nach dem 1. Weltkrieg wirkten hier zahlreiche Künstler, Universitäts-professoren, Ingenieure, sowie zeitweise Land- und Fach-arbeiter. Erst nach 1945 können wir jedoch von einer un-garischen Bevölkerungsgruppe reden. Schätzungsweise


120.000 Ungarn leben gegenwärtig in Deutschland.
Bemerkenswert ist die Tatsache, dass nur etwa 60 % der hier lebenden Ungarn mit einem ungarischen Pass kamen. Da mehr als 4 Millionen Ungarn in den Nachfolgestaaten des ehemaligen ungarischen Königreichs leben, liegt der Anteil der Ungarn, die mit slowakischem, rumänischem, serbischen, slowenischem Reiseausweis nach Deutsch-land kamen, bei etwa 40 %. Die bedeutendsten Einwanderungswellen: 
Nach 1945 als Kriegsfolge ca. 30.000 Personen. 
Nach dem Ungarnaufstand 1956 ca. 25.000 Personen. 
Nach 1960 ca. 25.000 ungarische Gastarbeiter aus dem damaligen Jugoslawien. 
Nach dem „Prager Frühling“ 1968 ca. 5.000 Personen ungarischer Nationalität aus der Slowakei. 
Nach 1975 aus Siebenbürgen ca. 30.000 Personen un-garischer Nationalität als rumänische Staatsbürger. 
Bis 1989 ca. 15.000 weitere Flüchtlinge aus Ungarn. 
Sonderkapitel „ehemalige DDR“: Gastarbeiter und Ein-wanderer (z.B. durch Heirat) ca. 15.000 Personen. 
Ab 1990 ca. 30.000 nur zeitweilig hier lebende Fachkräf-te mit Werkverträgen aus Ungarn. 
Wir rechnen damit, dass nach dem EU-Eintritt von Un-garn die Anzahl der hier lebenden Menschen ungarischer Nationalität noch zunehmen wird. 
Verteilungsschwerpunkte
Süddeutschland ca. 75% (Bayern, Baden-Württemberg und Hessen). In den übrigen alten Bundesländern ca. 17%. In den neuen Bundesländern ca. 8%.

Staatsbürgerschaft
Etwa 80 % der in Deutschland lebenden Ungarn - unab-hängig von ihrem Herkunftsland - besitzen mittlerweile die deutsche Staatsbürgerschaft.



Strukturen des ungarischen Lebens
Katholische Ungarische Gemeinden und Missionen mit 11 Geistlichen halten in 61 Städten monatlich einmal heilige Messen. 
Protestantische Ungarische Gemeinden mit 7 Geistlichen feiern Gottesdienste in 23 Städten. 
Seit mehr als 3 Jahrzehnten arbeiten 11 Pfadfindergruppen des Ungarischen Auslandspfadfinderbundes in 9 Städten. 
Der schöne, 10 ha. große Pfadfinderpark "Hárshegy"befindet sich in Mennersberg bei Kastl/Opf. 
Das Ungarische Gymnasium und Internat mit 300 Schülern in Kastl/Opf. existiert seit 1948. 
5 Folklore-Gruppen arbeiten in 4 Städten. 
Wochenendschulen unterstützen die Kinder bei der Aneignung der ungarischen Schrift und Kultur. 
Über 40 Vereine arbeiten für die kulturelle Entwicklung der Ungarn in ihren Siedlungsschwerpunkten. Die Bandbreite reicht von Städteverbindungen über Deutsch-Ungarische Gesellschaften bis zu den reinen Kulturvereinen. Auch karitative und religiöse Gruppen (Ungarische Malteser in Deutschland, Pax Romana) organisieren Kongresse und Hilfsaktionen. 
Viele kleine aber dauerhafte Gemeinschaften bieten ihren Mitgliedern Anlässe zur Pflege der Muttersprache. 
4 Monatszeitschriften (katholische, protestantische, politische) informieren über die alte und neue Heimat. 
Höhepunkte im Jahresablauf sind die weihnachtlichen Krippenspiele, die sehr beliebten ungarischen Faschingsbälle und natürlich die Programme zu den ungarischen Nationalfesten: Märzrevolution 1848 und Volksaufstand 1956. 
Maifeste ("majális"), Wallfahrten, Tanzhäuser und Ausflüge runden das gesellschaftliche Leben ab. 
Literatur- und Theaterabende, Dichtervorlesungen mit ungarischen Künstlern aus aller Welt. 
Seit 1992 gibt es den Fernsehsender Duna TV und den M2, die über Satelliten auch in Deutschland sehr gut zu empfangen sind.

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